Freitag, 12. April 2024

Einfach in die Landschaft gucken

Einfach in die Landschaft gucken. Mit diesen Worten endete mein letzter Blogbeitrag. Hausfau Hanna hat das Gucken in einem Kommentar aufgenommen, weil es ihr besonders gefallen hat. Nun, dann gucken wir doch in diesem Blogpost einfach ein wenig in die Landschaft und suchen das Schöne im Kleinen, Unscheinbaren. Das Überwältigende im Gewohnten. Das Einzigartige in dem, was direkt vor unserer Nase liegt oder steht oder sitzt. 

"Aber da ist nichts", sagst du.
Dann guck genauer hin. Oder guck bei Hausfrau Hanna vorbei. Die ist nämlich so was wie Weltmeisterin im Beobachten und Gucken.

Entdecke das Unkraut, das sich frech durch eine Ritze im Asphalt in die Höhe reckt. Schau dir Hauseingänge oder Gärten an, wenn du durch deinen Ort spazierst. Betrachte ganz bewusst etwas, das du schon eine Zillion Mal gesehen hast und finde das, was dir bis jetzt noch nicht aufgefallen ist. Du denkst, das Industrieviertel sei hässlich. Da irrst du gewaltig. Das Hässliche hat seine ganz eigene Schönheit.

Leute mit Hund haben es besonders einfach. Die können einfach stehen bleiben, wenn der Hund mal wieder an etwas schnuppert. Auch bei Spaziergängen mit Kindern sieht man die Welt mit anderen Augen. Mein Trick ist das Fotografieren. Ich kann überall stehen bleiben. Auch mal in die Knie gehen für einen tollen Kamerablickwinkel. In den Bergen lege ich mich zuweilen flach auf den Bauch für das perfekte Foto (etwas, das ich jetzt mitten in der Stadt nicht wirklich tun würde).

Aber eigentlich brauchst du gar keine Ausreden. Du kannst dich auch einfach irgendwo hin setzen und einfach schauen. Und staunen. Das, was du siehst, tief in dich aufnehmen. Ich merke, wie mich das immer wieder mit unendlich viel Energie und Kreativität füllt.

Das Foto oben im Post habe ich im Frühlingsdreck kniend aufgenommen. Danach bin ich ganz lange einfach dagestanden und habe geguckt. Diesen Post schreibe ich auf einem Liegestuhl in einer Landschaft von überwältigender Schönheit. Sogar die Vögel singen. Ich gucke jetzt noch eine Weile. Einfach so. Und geniesse die innere Ruhe, die sich in mir ausbreitet.

PS: Wenn du gerade maximal genervt und gestresst bist und dich dieser Post nur noch mehr nervt und stresst, weil du grad gar nicht gucken willst, dreh die Musik auf, tanze wild und ungehemt und singe laut mit. Oder zieh die Laufschuhe an und renne los. Oder tu, was immer dir jetzt, gerade in diesem Moment so richtig gut tut.

Freitag, 5. April 2024

Das Schreiben und die Natur


Irgendwo unterwegs auf einem Spaziergang hatte ich so was wie eine Erleuchtung. Du schreibst doch über die Berge und die Natur, sagte aus (buchstäblich) heiterem Himmel eine Stimme in meinem Kopf. Ich war so verblüfft, dass ich kurz stehen blieb. Und dann lang und laut lachte. Was bin ich doch manchmal für eine Doofdödelin. Da hatte ich mich gefragt, wie ich die Natur-und Bergfrau in mir mit dem Schreiben in Einklang bringe - und dabei schreibe ich seit meinem ersten Buch Geschichten, in denen die Berge und die Natur eine wichtige Rolle spielen.

Zuhause habe ich mir diese Bücher rausgesucht und für euch und mich fotografiert. Auf dem Stapel links liegen Bücher, in denen die Berge eine wichtige Rolle spielen. Und rechts jene, in der die Natur fix zum Setting gehört. Das ist aber noch nicht alles: Viele dieser Geschichten habe ich in den Bergen oder in Schottland, Frankreich, Italien und vielen anderen Orten geschrieben, meistens irgendwo in der Pampa draussen, mit Blick auf eine schöne Landschaft.

Ich muss also gar nichts suchen. Es ist alles da. Ich kann einfach nur schreiben. Also, das heisst, wenn ich nicht gerade durch schöne (Berg)Landschaften wandere oder Natursteintreppen baue (heute zum Beispiel) oder Hänge terrassiere (mein neustes Projekt) oder Wäsche beim Stall oben aufhänge oder Pflanzen um- und eingrabe oder Brombeersträuche zurechtschneide oder einfach in die Landschaft gucke ...

Donnerstag, 28. März 2024

Verloren - Gefunden


Bestimmt kennt ihr diese Tage auch: Tage, an denen ihr euch verliert, euch abhanden kommt und irgendwie fremd neben euch steht. Ich nenne das meine Wackeltage. Wenn nichts mehr stabil ist, ich mich unsicher oder traurig oder rastlos oder halt eben "wacklig und zittrig" fühle. Meistens ist es gut, wenn man an diesen Tagen einfach funktionieren muss, weil man dann nicht wirklich die Zeit hat, darüber nachzudenken, warum man so weit weg von sich ist, und was mit einem nicht stimmt. Dieses Glück hatte ich gestern nicht. Ich hatte zwar Punkte auf meiner To-Do-Liste, aber ich konnte sie alle zuhause abarbeiten und mit Ausnahme eines fixen Zoom-Termins war nichts wirklich eilig. Ich hatte also alle Zeit der Erde, mich komplett zu verlieren.

Angefangen hat es mit einer kleinen Nebenbemerkung in der Morgenmail von Jutta. Eine, die sehr vieles wieder hochgespült hat, was ich in den letzten Wochen verarbeitet hatte. (Anmerkung in Klammer: Es hat nichts mit Jutta und meiner Beziehung zu ihr zu tun.) Die Bemerkung arbeitete in mir, ich schreib ein paar Mails und die Antworten haben nicht wirklich dazu beigetragen, mir wieder Boden unter den Füssen zu geben. 

Passend dazu hatte ich am Vortag eine Mail einer Frau erhalten, die mir anvertraut hat, wie verloren sie sich als neue Autorin in der Buchwelt fühlt - und die ein paar Fragen hatte. Ich habe ihr ehrlich geantwortet und während ich diese Antwort schrieb, bin ich meiner Wackligkeit Satz für Satz näher auf die Spur gekommen. Am Ende schrieb ich die Antworten genauso sehr für diese Frau wie für mich. Sie brachten mich zurück auf festen Boden. 

Als würde ich noch eine weitere Bestätigung brauchen für das, was ich geschrieben hatte, erreichte mich eine weitere Mail, die sich perfekt in meine Gedanken einreihte. Und zu guter Letzt kam Herr Ehemann nach Hause, dem ich eine Kurzfassung des Tages gab, und der mich mit einem einfachen Satz auffing. 

All das muss heftig in mir gearbeitet haben, denn nach dem Nachtessen hatte ich einen Kreativitätsschub wie selten. Ich setzte mich hin, kreierte einen Buchtrailer (ihr findet ihn am Ende des Posts) und füllte Seite um Seite eines Notizbuches zu einem meiner Schreibprojekte. Noch sehe ich längst nicht wirklich klar, wo meine Reise als Autorin als nächstes hingehen und sich gestalten wird, doch ich habe zwei Projekte, auf die ich mich wirklich freue. Und ich habe unzählige Fragen, denen ich nachhorchen will. Unter anderem: Wie bringe ich die Natur- und Bergfrau in mir mit dem Schreiben in Einklang, und wie bringe ich das Schreiben mit der Natur- und Bergfrau zum Klingen? 

Die Antworten suche ich in den nächsten Tagen und Wochen in den Bergen, auf Wanderungen, im Garten und im wilden Gelände im Haus in den Bergen. Um eine Stelle aus einem Song zu zitieren, die ich zu einer Schlüsselstelle im Mittelstreifenblues gemacht habe: Und plötzlich macht mir nichts mehr Angst. Das ist so was von befreiend und schön.


Mittwoch, 20. März 2024

Jonny und ich

Das sind Jonny und ich. Wir kennen uns ewig und zwei Tage, sind in derselben Gemeinde aufgewachsen. Jonny gehört das Lion-Cave in Trübbach, der Musikclub aus dem Mittelstreifenblues. Auf dem Foto sitzen wir im TwOnE, diesem einzigartigen Raum, der zum Cave gehört. Auch dieser Raum kommt im Mittelstreifenblues vor, genauso wie die legendären Rockkonzerte im Cave, die Erinnerungsalben, in denen sich Berühmtheiten der Musikszene verewigt haben und vieles mehr. 

Als ich die Geschichte von Jelscha und Elia aufschreiben wollte, brauchte ich ein Zuhause für Jelscha - und keines wäre passender gewesen als das Cave, das früher ein Löwen gewesen ist. Ich entschied mich, das Cave für die Geschichte in ein abgelegenes Dorf in den Bergen zu beamen. Aber nicht ohne Jonny. Denn Jelscha brauchte noch einen Onkel. Keiner hätte sich besser geeignet als Jonny. Natürlich habe ich ihn um Erlaubnis gebeten! Und zum Glück hat er JA gesagt.

Heute habe ich Jonny sein Exemplar vorbeigebracht. Wir sassen am Tisch, der an Konzertabenden beiseite geschoben wird, weil dort die Bühne ist. Redeten über früher und heute. Wechselten für ein Foto ins TwOne, fühlten uns alt, weil wir das mit den Selfies nicht wirklich im Griff hatten. Leise Wehmut lag im Raum. Es fehlte Jelscha, die sich eine Gitarre geschnappt und uns mit einem trockenen Spruch und einem Song aus dieser Wehmut gerissen hätte. 

Wenn ihr richtig gute Rockkonzerte sehen wollt, folgt dem Cave in den Social Media. Hier die Links:

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Mittwoch, 13. März 2024

Mittelstreifenblues

Manchmal werde ich gefragt, wie viel von mir in meinen Büchern steckt. "Ein wenig", habe ich früher geantwortet. "Ganz viel", sage ich heute. 

Als junge Frau habe ich in wahnsinnig glücklichen und furchtbar traurigen Nächten auf dem Mittelstreifen balanciert, getanzt, gelacht und geweint. Einmal, da habe ich mich bäuchlings draufgelegt und gedacht, ich sterbe vor Liebeskummer, jetzt, gleich. Nur um ein paar Tage später mit ausgebreiteten Armen auf demselben Mittelstreifen zu stehen und in den Himmel zu rufen: "Ich stehe, ich lebe, ich werde wieder fliegen können!" Dann habe ich aus meiner kleinen Blechdose eine geschnorrte Zigarette gezogen (eine Angewohnheit, die ich Nathan aus den Lost Souls geschenkt habe) und stundenlang in den Himmel geschaut, habe gelacht und geheult. Gefühlt und gelebt. Mit einer ungeheuren Intensität.

Nie ist mir etwas passiert auf diesen Mittelstufengängen. Immer bin ich gut nach Hause gekommen. Genau wie Jelscha in meinem neuen Buch Mittelstreifenblues. Ich weiss nicht, wer über mich gewacht hat in diesen irren Nächten. Im Mittelstreifenblues ist es Elia, Jelschas bester Freund, der über sie wacht. Natürlich denkt er, sie wisse es nicht. Und natürlich weiss sie es. Und natürlich wissen beide, dass es Dinge gibt, vor denen einen nichts und niemand schützen kann.

Die beiden wohnen in Ronda, einem kleinen Bergdorf am Ende der Schweiz. Jelscha will hier nie weg, denn nirgendwo leuchten die Sterne heller als hier; hier kann man nicht verloren gehen - ausser man ist Jelschas Mutter. Elia hingegen hält nichts in Ronda. Er will das Dorf hinter sich lassen, zusammen mit einem Leben, in dem er nicht sein kann, wer er ist, gleich nach dem letzten Schultag. Mit dem Motorrad. Auf dem Mittelstreifen. Hinaus in die Freiheit.

Ich werde euch in den nächsten Wochen mehr über Jelscha und Elia und all die wunderbaren (und weniger wunderbaren) Menschen aus Ronda erzählen. Vorerst zeige ich euch Buchtrailer Nummer 1. Und weil es Nummer 1 ist, ist auch klar, dass ihr nicht nur mehr Hintergrundinfos zur Geschichte bekommen werdet, sondern auch weitere Trailer angucken könnt. 

Hier schon mal die Edition 1: